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«Schweizweit einzigartiges Modell»

Nachgefragt bei Professor Markus von Flüe und Professor Markus Heim

Das Magazin des Universitätsspitals Basel hat nachgefragt


         Am 1. Januar 2019 hat für die Gastroenterologie und die Viszeralchirurgie ein neues Zeitalter begonnen. 2018 wurde Clarunis gegründet, das gemeinsame Bauchzentrum des Universitätsspitals Basel und des Claraspitals. Der Weg zum universitären Bauchzentrum war kurz, aber dementsprechend intensiv.

         Professor Markus von Flüe, Chefarzt der Viszeralchirurgie, und der Chefarzt der Gastroenterologie, Professor Markus Heim, hatten neben ihrer täglich anfallenden Arbeit viel zu tun:

Jetzt, wo Clarunis nicht mehr ein Konzept, sondern eine Tatsache ist, sind Sie immer noch voll überzeugt, dass das Zusammengehen von Claraspital und Universitätsspital Basel eine gute Idee war?

Prof. Markus von Flüe: Ich bekomme nur positive Reaktionen. Die Patientinnen und Patienten haben natürlich noch viele Fragen, aber die zuweisenden Ärztinnen und Ärzte sind sehr zufrieden. Dass wir dieses Zentrum hier aufbauen dürfen, ist ein Privileg.

Prof. Markus Heim: Wir wissen, wo wir hinwollen und darauf arbeiten wir hin. Die Befriedigung kommt durch den Erfolg. Das wichtigste Anliegen ist, die universitäre Viszeralchirurgie in der Region zu halten. Wir wollen Gastroenterologie und Viszeralchirurgie auf dem heutigen Level auch noch in fünf bis zehn Jahren anbieten können, egal, wie sich die Spitallandschaft der Schweiz verändert.

Und das geht besser zusammen?

MH: Das geht nur zusammen. Wir haben nun in der gemeinsamen Form die doppelte Grösse. Damit können wir dem Patienten auch die erwartete Fachkompetenz zur Verfügung stellen. Zudem geht in der Medizin die Tendenz hin zu immer schärfer fokussierten Untergebieten. Nur wenn man genügend gross ist, kann man dann auch alle Subspezialisierungen anbieten.

MvF: Und wir können so ein schweizweit einzigartiges Modell anbieten, von dem unsere Patientinnen und Patienten enorm profitieren: Gastroenterologie und Viszeralchirurgie arbeiten direkt zusammen. Wir müssen keine Zuweisungen machen und Berichte abwarten. Wir sitzen alle an einem gemeinsamen Rapport, der Patient wird von Beginn an von beiden Fachgebieten gemeinsam betreut. Und die Patientinnen und Patienten haben – ausser bei den ganz hochspezialisierten Eingriffen – immer noch die freie Standortwahl.

Wann ist es für Sie mit Clarunis so richtig losgegangen?

MvF: Der erste Stichtag war für mich der 24. August 2017. Da fand die erste Sitzung statt. Am 3. Juli 2018 fiel dann der Entscheid der Trägerschaften, also des Kantons Basel-Stadt für das Universitätsspital und der Schwestern vom Barmherzigen Kreuz für das Claraspital. Zwischen Anfang Juli 2018 und dem 1. Januar 2019 haben wir dann alles aufgegleist.

MH: Ganz am Anfang stand für uns beide die Arbeit einer Strukturkommission der Universität. In der Kommission wurde klar: Die beste Lösung für ein starkes, qualitativ hervorragendes Bauchzentrum ist ein Zusammengehen von Universitätsspital Basel und Claraspital. Das war unabhängig davon auch zwischen den Verwaltungsräten der Spitäler angedacht worden.

War das nicht wenig Zeit für die Planung?

MH: Doch. Insbesondere die Mitarbeitenden in der IT, im Personalund Finanzwesen standen unter einem hohen Zeitdruck. Und sie haben wirklich Herausragendes geleistet.

MvF: Clarunis ist die dritte Klinik, die ich aufbaue. Ich wusste, es ist möglich. Entscheidend ist, dass man zum richtigen Zeitpunkt aufhört, immer weiter zu planen und mit der Arbeit beginnt.

Was ist die grösste Herausforderung bei so einem Projekt?

MvF: Das neue Gebilde muss zu führen sein. Das ist eine Herausforderung, wenn man auf zwei Standorte verteilt ist. Da braucht es gute technische Lösungen. Damit wir unsere Rapporte standortübergreifend abhalten können, brauchen wir Videolinks. Und zwar so verlässliche und hochauflösende, dass wir uns gegenseitig Erkenntnisse auf Röntgenbildern oder Scans zeigen können. Ausserdem braucht es eingespielte Teams an beiden Standorten, denen man voll vertrauen kann. Und die haben wir.

Nun gilt es, die beiden Kulturen zusammenzuführen. Das heisst vor allem, dass wir eine gemeinsame Schule aufbauen müssen, die definiert, wie wir Prozesse standardisiert angehen. Dabei hilft sicher auch, dass wir ab der ersten Minute eine kleine Rochade gemacht haben und drei Ärzte aus dem Claraspital nun hier am Universitätsspital Basel stationiert sind und umgekehrt.

 

Dieser Artikel ist erschienen in der Maiausgabe 2019 des Magazin des Universitätsspitals Basel