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Erste vollständig roboter-assistierte und interdisziplinär durchgeführte Beckenexenteration in Basel

Anfang Juni nahm ein interdisziplinäres Expertenteam aus Clarunis Viszeralchirurgen und Urologen des Universitätsspitals Basel die komplexe Entfernung eines gesamten Tumors sowie der involvierten Organe vor – erstmals in Basel als roboter-assistierte und interdisziplinär durchgeführte Beckenexenteration. Bereits am neunten Tag nach der Operation konnte der Patient wohlauf in die Reha verlegt werden.


Bei einem 77-jährigen Mann wird ein lokal fortgeschrittenes, tiefsitzendes Karzinom im Mastdarm diagnostiziert, das auch die Prostata und die Samenbläschen infiltriert hatte. Im Rahmen der ausgedehnten präoperativen Abklärungen ergeben sich keine Hinweise auf eine Streuung im Körper.


Interdisziplinäres Tumorboard strebt kurative Behandlung an
Der Patient wird am interdisziplinären Tumorboard des Universitätsspitals Basel vorgestellt. Gemeinsam mit allen Spezialist/innen auf diesem Gebiet empfiehlt das interdisziplinäre Team die Entfernung sämtlicher befallener Organe im Becken mit dem Ziel einer kurativen Behandlung (Heilung).

Bei der als Beckenexenteration bezeichneten Operation wird der unterste Abschnitts des Dickdarms, des Mastdarms und des Anus sowie (bei Männern) der Harnblase, der Samenblasen, der Prostata und der Harnröhre entfernt. Bei Frauen werden die Gebärmutter, die Eierstöcke, die Vagina, die Harnblase und die Harnröhre entfernt. Patient/innen haben nach der Operation einen dauerhaften künstlichen Darmausgang sowie ebenfalls eine dauerhafte externe Urinableitung.

 

Expertise für roboter-assistierte komplexe Beckenexenteration
Solche ausgedehnten Operationen, bei denen Beckenstrukturen en-block, also in einem Stück entfernt werden, können ausschliesslich an hochspezialisierten Zentren durchgeführt werden. Die Operation, um den gesamten Tumor sowie die involvierten Organe sicher zu entfernen, ist hochkomplex und dauert mehrere Stunden.

Bislang wurden solche Eingriffe ausschliesslich als offene Operation mit grossem Bauchschnitt durchgeführt. Nach offener Operation mit grossem Bauchschnitt brauchen Patient/innen in der Folge eine deutlich längere Rekonvaleszenz, leiden häufig nach der Operation unter einer Darmlähmung, haben grosse Schmerzen und Schwierigkeiten bei der Mobilisation und erleiden teilweise postoperativ Lungenentzündungen und Thrombosen.

Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, solche grossen multiviszeralen Resektionen minimalinvasiv roboter-assistiert durchzuführen. Eine solche Operation konventionell minimalinvasiv laparoskopisch durchzuführen ist aufgrund der fehlenden Übersicht im Becken und fehlenden Beweglichkeit der laparoskopischen Instrumente nicht möglich.

Hier zeigt sich sehr eindrücklich der Vorteil der robotisch-assistierten Operation: Dabei ist nahezu der volle Bewegungsumfang ähnlich wie bei offenen Operationen mit zusätzlich 3D-Vergrösserung möglich. Weltweit gibt es nur vereinzelte Zentren, die diese Technik anwenden können.

Mehr über hochspezialisierte Medizin und roboter-assistierte minimal-invasive Chirurgie


Gemeinsam mit den Kollegen der Urologie des Universitätsspitals Basel (Prof. Dr. Helge Seifert, PD Dr. Jan Ebbing und Dr. Abolfazl Hosseini Aliabad (ehemals Karolinska Universitätsspital Stockholm) und den Clarunis Viszeralchirurgen (Prof. Dr. Beat Müller, PD Dr. Daniel Steinemann und Dr. Alexander Wilhelm) ist in Basel nun die Expertise vorhanden, um eine Beckenexenteration vollständig roboter-assistiert durchzuführen, inklusive der Harnableitung (Urinstoma).

 

Neunstündiger chirurgischer Eingriff, rasche Erholung beim Patienten
Anfang Juni erfolgte am Clarunis Standort Universitätsspital bei dem Patienten die komplexe Entfernung des gesamten Tumors sowie der involvierten Organe – erstmals in Basel als roboter-assistierte und interdisziplinär besetzte Beckenexenteration. Im Rahmen des neunstündigen chirurgischen Eingriffs waren mehrere Schritte notwendig.

Der Patient tolerierte die Operation sehr gut und war über die gesamte Operationszeit (ca. 9h) kreislaufstabil. Nach Beendigung der Operation wurde er ohne Kreislaufunterstützung auf die Überwachungsstation (Intermediate Care – IMC) und bereits am ersten postoperativen Tag auf die chirurgische Normalstation verlegt, wo sich der Patient auch im weiteren Verlauf erholte. Bereits am neunten Tag nach der Operation konnte er in die Reha verlegt werden.