Neue Studienerkenntnisse: Wie Umweltstoffe unseren Darm beeinflussen
Ein Forschungsteam um Prof. Jan Niess, Leitender Arzt Gastroenterologie/Hepatologie bei Clarunis, hat einen neuen biologischen Weg entdeckt, über den unser Körper Umweltstoffe erkennt und verarbeitet – und der eng mit dem Darmstoffwechsel und der Entstehung von Colitis verbunden ist.
Steigende Fälle an Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (IBD), zu denen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa gehören, entstehen durch eine fehlgeleitete Immunreaktion im Darm. Sie führen zu anhaltenden Entzündungen und können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die Zahl der Betroffenen steigt weltweit – unter anderem durch moderne Lebens- und Umweltbedingungen wie ballaststoffarme Ernährung, verarbeitete Lebensmittel, häufige Antibiotikagaben und Umweltverschmutzung. Damit wird immer klarer: Umweltfaktoren spielen eine zentrale Rolle. Doch wie genau beeinflussen sie unseren Darm?
Der neue Schlüssel: das Enzym Cyp2s1
In einer neuen Studie konnte die Forschungsgruppe um Prof. Jan Niess, Leitender Arzt Gastroenterologie/Hepatologie bei Clarunis – Universitäres Bauchzentrum Basel, zeigen, dass ein bestimmtes Enzym, Cyp2s1, gesteuert durch den sogenannten Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor (AhR), eine entscheidende Aufgabe im Darm übernimmt. Es hilft, sowohl körpereigene Stoffe als auch Fremdstoffe aus der Umwelt abzubauen. Durch den Einsatz moderner Mausmodelle und detaillierter Analysen von Stoffwechselprodukten und Darmbakterien fanden die Forscher/innen heraus, dass Cyp2s1 das metabolische und mikrobielle Gleichgewicht im Darm deutlich beeinflusst. Ist das Enzym übermässig aktiv, steigt die Anfälligkeit für Darmentzündungen wie Colitis. Eine präzise Steuerung dieses Enzyms ist daher entscheidend für einen gesunden Darm.
Die Studie zeigt einen neuen Mechanismus auf, wie Darmzellen Umweltschadstoffe, mikrobielle Stoffe und andere Fremdsubstanzen verarbeiten und wie künftig Entzündungen besser verhindern oder behandeln werden können. Dieses Wissen eröffnet neue Möglichkeiten, um gezielte und personalisierte Therapien für Patient:innen mit IBD zu entwickeln.
Originalpublikation Cytochrome P450 Cyp2s1 regulation of the intestinal metabolome and microbiome
