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Analabszess und Analfistel

Analabszess
Rund um den After können sich in verschiedenen anatomischen Räumen Entzündungen mit Eiteransammlungen (Abszesse) ausbilden. In rund 90% der Fälle handelt es sich um unspezifische Abszesse, die aufgrund einer Entzündung von verstopften Analdrüsen entstehen. Es sind keine eigentlichen Risikofaktoren bekannt. Rund 10% der Fisteln entstehen auf dem Boden einer anderen Grunderkrankung wie z. B. einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, Infektionserkrankung, als Verletzungsfolge oder sehr selten auf Grund eines Krebsleidens. Analabszesse sind in der Regel äusserst schmerzhaft. Oft werden die Stuhlentleerung und auch das Sitzen praktisch verunmöglicht. Beim Vorliegen eines Analabszesses ist die notfallmässige chirurgische Eröffnung und Ausspülung des Abszesses angezeigt.

Analfistel
Nach einem Analabszess kann sich bei bis zu 40% der Patienten eine Fistel bilden. Dies geschieht, wenn sich die Entzündung einen Anschluss zum Enddarm schafft und sich Eiter über den After entleert. Es bleibt dann nach Abheilung des Abszesses eine schmale Verbindung zwischen After und Haut bestehen, worüber sich übelriechendes Sekret oder Stuhl unkontrolliert entleeren kann.
Liegt eine Analfistel vor, gilt es zunächst durch eine proktologische Untersuchung, Enddarmspiegelung und eine endoanale Ultraschalluntersuchung die Beziehung der Fistel zu den Schliessmuskeln zu klären. Dies ist wichtig, um das geeignete Operationsverfahren zu wählen. Je nach Lokalisation und Art der Analfistel ist eines der nachfolgenden Operationsverfahren indiziert. Teilweise sind mehrere Operationen bis zur Fistelsanierung notwendig. 

Abb.: Unterschiedliche Fistelverläufe:
1) submukös, 2) intersphinctär, 3) transsphinctär, 4) suprasphinctär, 5) extralevatorisch


Fadenseton-Einlage
Durch die Einlage eines dünnen Fadens oder Kunststoffdrain durch die Fistel, können Wundsekrete und Eiter entlang des Fadens gut abfliessen und die Fistel beruhigt sich. Dies kann zur Vorbereitung auf eine grössere Fisteloperation notwendig sein.

Fistelspaltung
Fisteln, die unterhalb der Schliessmuskeln verlaufen und nur durch Haut oder Schleimhaut gedeckt sind, können mit dem Messer gespalten werden. Die entstehende Wunde heilt in der Regel nach der Operation rasch aus.

Fistulektomie und Verschluss mit Schleimhaut-Verschiebelappen
Handelt es sich um eine höher gelegene Fistel, die durch den Schliessmuskel zieht, kann die Fistel nicht einfach gespalten werden. Ansonsten droht im Langzeitverlauf eine Inkontinenz für Stuhl. Bei der Fistulektomie wird der Fistelgang unter Schonung der Muskulatur sparsam ausgeschnitten. Während die äussere Fistelöffnung in der Haut offen bleibt und im Verlauf heilt, wird die innere Fistelöffnung im Enddarm mit einem kleinen Schleimhautlappen verschlossen.

Ligatur des intersphinctären Fisteltraktes (LIFT)
Die Ligatur des intersphinctären Fisteltraktes (LIFT) stellt ein neueres und sehr vielversprechendes Operationsverfahren zur Behandlung von Analfisteln dar. Über einen kurzen Schnitt am Analrand wird die Verschiebeschicht zwischen den beiden Schliessmuskels gespreizt und der Fistelgang dargestellt, durchtrennt und zu beiden Seiten verschlossen. Dabei tritt keine Schädigung oder Beeinträchtigung des Schliessmuskels auf. Die Erfolgsrate der LIFT Operation ist bei geringerem Zugangstrauma mit der Fistulektomie und Verschluss mit Schleimhaut-Verschiebelappen vergleichbar.

Fistelplug
Der Analfistel-Plug (Zapfen) ist eine sehr schonende Alternative zur Fistulektomie. Dabei wird ein spezielles Kollagenflies durch die Fistel eingelegt. Im Heilungsverlauf wird dieses Kollagen durch körpereigenes Narbengewebe ersetzt und führt zu einem Verschluss des Fistelganges. Auf die Fistelausschneidung kann verzichtet werden. Allerdings ist nicht jede Fistel für einen Fistelplug geeignet. Die Erfolgsrate des Fistelplugs ist im Vergleich zur Fistulektomie deutlich kleiner. 

Fistulotomie und primäre Schliessmuskelrekonstruktion
Bei bestimmten Analfisteln, insbesondere wenn sich Fistelhöhlen gebildet haben, ist auch bei Schliessmuskelbeteiligung eine Spaltung der Fistel indiziert. Nach Entfernen des Fistelgewebes wird der Schliessmuskel dargestellt und primär mit Nähten rekonstruiert. Bei diesem Verfahren zeigt sich eine hohe Heilungsrate. Nachteilig ist das Risiko einer Nahtruptur, welche in 5-10% der Fälle auftritt. Meist lässt sich jedoch auch bei Nahtruptur mit einem Zweiteingriff eine Fistelheilung erzielen. 

Neben diesen Verfahren gibt es mehrere weitere Verfahren zum Fistelverschluss. Wichtig bei der Verfahrenswahl ist die präzise Abklärung des Fistelverlaufs und des Vorliegens von Fistelhöhlen mittels endoluminalem 3D-Ultraschall und in gewissen Situationen mittels Magnetresonanztomographie. 

In unserer Sprechstunde werden wir eine proktologische Untersuchung durchführen und mit Ihnen die Therapieoptionen besprechen.