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Steissbeinfisteln (Pilonidalsinus)

Die Steissbeinfistel wird auch als Pilonidalsinus oder als Sakraldermoid bezeichnet. Es handelt sich um Fistelgang oder einen blind endenden Sinus unter der Haut im Bereich der Gesässspalte. Besonders häufig sind junge, behaarte Männer betroffen. In 40% besteht auch eine familiäre Veranlagung. Man geht davon aus, dass es durch die Reibung der Gesässbacken zur Verstopfung der Haarbalgdrüsen mit Haaren und Zellresten kommt. Eine zusätzliche bakterielle Infektion führt dann zu (Mikro)-abszessen mit Ausbildung von Fisteln als Ausdruck der chronischen Entzündung. Die Behandlung ist je nach Ausprägung des Pilonidalsinus unterschiedlich, hängt aber auch vom Patientenwunsch ab.

Akuter Abszess
Bei einer akuten Eiteransammlung wird eine sparsame Eröffnung des Abszesses durchgeführt welche ein Abfliessen der Vereiterung erlaubt. Sobald sich die akute Entzündung gelegt hat, ist eine definitive chirurgische Sanierung anzustreben. Je nach Grösse und Schmerzhaftigkeit des Befundes lässt sich die Abszessabdeckelung in Narkose oder in örtlicher Betäubung durchführen.

Sinusektomie
Bei chronischem Befund erfolgt ein sparsames, aber vollständiges Ausschneiden des Fistelsystems. Dabei ist es möglich, gesundes Unterhautfettgewebe zu schonen und damit die entstehende Wundhöhle zu minimieren (limitierte Exzision). Es verbleibt jedoch eine offene Wunde, welche täglich ausgeduscht werden muss. Die vollständige Wundheilung dauert mehrere Wochen, die Arbeitsunfähigkeit in der Regel ungefähr 14 Tage. Die limitierte Exzision erfolgt in Narkose, Regionalanästhesie oder örtlicher Betäubung je nach Patientenwunsch und Grösse des Befundes.

Abb.: Minimal-invasive Sinusexzision


Exzision und Lappenplastik
Beim Ausschneiden von grossen und verzweigten Befunden entsteht ein grosser Weichteildefekt welcher eine lange Wundheilungszeit nach sich zieht. Wird der Defekt primär mit einer Naht verschlossen besteht eine erhebliche Gefahr für eine Wundinfektion oder ein Rückfall der Erkrankung. Daher verzichten wir auf eine Wundnaht. Durch die Anwendung von Lappenplastiken, wird gesundes Gewebe in den Defekt hineingeschwenkt, welcher hierdurch verschlossen werden kann. Somit kann ein primärer Verschluss der Wunde erzielt werden. Unter den verschiedenen beschriebenen Lappenplastiken, bevorzugen wir den so genannten Limberglappen in einer modifizierten Technik. Bei einer Lappenplastik beträgt der Spitalaufenthalt zwischen 3 und 5 Tagen. Mit dieser Methode lässt sich eine tiefe Rückfallrate erzielen. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit beträgt zwischen 12 und 17 Tagen. Nachteile des Limberglappens sind das Auftreten einer teilweise störenden verminderten Sensibilität im Bereich des Lappens bei 2 bis 5% der Patienten sowie die durch das Verschwinden der Gesässspalte veränderte Kosmetik. 

Laser-Behandlung in lokaler Betäubung
Bei Steissbeinfisteln ohne akute Entzündung kann bei oberflächlichen Befunden eine Behandlung mit dem Diodenlaser in örtlicher Betäubung durchgeführt werden (sogenannte Sinus Laser Therapy, SiLAT). Hier wird mit der Lasersonde die ursächliche Haarwurzel in der Tiefe entfernt und der Sinusgang verschlossen. Der Eingriff kann in einer Lokalanästhesie durchgeführt werden und dauert selbst nur wenige Minuten. Die Wunde sollte anschliessend lediglich sauber gehalten werden. Bei diesem Eingriff besteht zumeist keine über den Behandlungstag hinausgehende Arbeitsunfähigkeit. 

Nachsorge
Für die Dauer der Wundheilung wird eine wöchentliche Rasur empfohlen. Längerfristig ist zwar eine Haarentfernung vorteilhaft, von einer mechanischen Rasur ist aber abzuraten, da es durch die Mikroverletzungen der Rasur zu einem Rückfall der Erkrankungen kommen kann. Wahrscheinlich ist eine Laserepilation zu empfehlen. Es gibt hierzu jedoch keine verlässlichen Studiendaten.